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Ausstellung MEXIKO 8 mit Aquarellen aus Mexiko-City in der RUHR GALLERY MÜLHEIM in Nordrhein-Westfalen
Ausstellung MEXIKO 8 mit Aquarellen aus Mexiko-City in der RUHR GALLERY MÜLHEIM in Nordrhein-Westfalen

Ruhrtalstadt Mülheim: Im historischen Gebäudekomplex der VILLA ARTIS in der Ruhr(straße 3 / Ecke Delle) – am Innenstadtpark RUHRANLAGE finden vielseitige Kulturevents statt im dortigen privaten Kunstmuseum – MMKM-Museum-Moderne-Kunst-MülheimRUHRKUNSTHALLE – RUHR GALLERY MÜLHEIM – Atelierhaus „Kunsthaus Mülheim Mitte“

BESUCHSZEITEN während der jeweiligen Wechselausstellung   –  Eintritt und Führungen stets frei!

 

Termin Informationen:

  • So.
    30
    März
    2025

    GEDOK JAHRESAUSSTELLUNG

    16:00Villa Artis - Ruhrstraße 3 / Ecke Delle - am Innenstadtpark Ruhranlage

    GEDOK 2025

     

    GEDOK Jahresausstellung | 2025

    Werkschau der GEDOK Wuppertal vom 30. März bis 13. April 2025 in der Ruhr Gallery Mülheim
    Einführung: Dr. Jutta Höfel

    Eröffnung Sonntag, 30. März 2025, 16.00 Uhr, Galerie an der Ruhr, Ruhrstraße 3, 45468 Mülheim a.d. Ruhr  danach Führungen bis 13.04.25 SA+S0 12 bis 17 Uhr (Eintritt frei)

    es stellen aus:

     

    Heidi Becker
    Farnaz Ali Pour Beheshti
    Iris Bieschin
    Delavera
    Gaby van Emmerich
    Cornelia Ernenputsch
    Sabine Gille
    Petra Göbel
    Maren Hering
    Liane Lonken
    Susanne Müller Kölmel
    Kirsten Radermacher
    Alexa Reckewitz
    Ilona Reinhardt
    Anke Schmidt
    Annette Schnitzler
    Claudia Schnitzler
    Rita Viehoff
    Daniela Werth

    Im Rahmen dieser Werkschau der Fachabteilung Bildende Kunst der GEDOK Wuppertal e.V. vermitteln die Künstlerinnen einen Einblick in ihr aktuelles künstlerisches Schaffen.

    Die GEDOK-Autorin Dr. Jutta Höfel wird im Rahmen der Vernissage einen umfassenden Ein- und Überblick über die ausgestellten Exponate vermitteln.

    Das ist neu:
    Auf einer Sonderfläche werden verschiedenste Exponate der Künstlerinnen zum direkten Kauf angeboten, wobei ein Teil des Verkaufspreises als Spende an die Aktion „Wünschewagen“ geht.
    .

    Hier die Einführung von Dr. Jutta Höfel zum Nachlesen (mit freundlicher Genehmigung der Autorin):

    Zur Jahresausstellung der GEDOK Wuppertal

    in der Ruhr Galerie Mülheim

    vom 30. März bis 13. April 2025

     

     

    Foyer

     

    Mit ihrer „Concealed“-Serie lädt Heidi Becker uns ein, zu Sehendes ebenso zu entdecken, wie darunter Verborgenes. In dem großformatigen Quadrat sind geometrisch geschnittene Areale mit transparenten Öl- und Acrylschichten in komplementären Grüngelb- und Rotvioletttönen zum Teil mehrfach übereinander gelegt, so dass sich wie bei einem riesigen Kaleidoskop Farbmischungen und Formvarianten ergeben. Im Kontrast zu den exakten Konturen und Winkeln durchziehen Tupfer, Streifen und Gerinnsel die Flächen, als seien Flüssigkeiten zwischen Glasplatten geraten und bildeten nach und nach Trocknungsspuren.

     

     

    Die zerdrückten Getränkedosen aus dem Spektrum süßer Erfrischungen, die en passant genossen und entsorgt werden, setzt Sabine Gille vermeintlich plastisch greifbar in den für diese Ware typisch poppigen Farben auf die Leinwand. Stilistisch und inhaltlich nimmt die Künstlerin Bezug auf die Gemälde der Soup Cans von Andy Warhol, wie er widmet sie sich der Ästhetik des Alltäglichen, doch mit anderen Akzenten: Mit den Konglomeraten zerstörter Formen und Texte verweist sie auf die verhängnisvolle Wirkung unseres ständig unbefriedigten Konsums und übt Kritik an unserer unachtsamen Wegwerfgesellschaft.

     

     

    Im rechten hinteren Raum zeigt Claudia Schnitzler Ausschnitte aus ihrem Konzept „gerettete Vergangenheit“ zur Geschichte des Dorstener Bahnhofs. Darunter einen beschädigten Stuhl, auf dem niemand mehr Platz nehmen und seine goldene Dienstaktenmappe anlehnen kann. „Vergessen“ sind die Menschen und ihr Tun an diesem Ort, auch wenn der Bilderrahmen um die längst nicht mehr gebrauchten Schlüssel ihre einstige Wichtigkeit noch einmal hervorhebt.

    Mit einer Papierarbeit, deren Formen an Schienen und Schwellen und Sperrbalken erinnern,

    sind die Jahre „1995 – 2024“ in einem außergewöhnlichen Kalendarium abgestempelt.

     

     

    Anke Schmidt geht im linken Raum dem Gefühl der „Scham“ nach mit ihren Installationen, die durch audiovisuelle Projektionen vertieft werden. An die Wände gepinnte Kohlezeichnungen zeigen rechts eine verhüllte Person, die ihre Augen halb bedeckt, links einen dickbäuchigen Mann mit erhobenen Strohwischhänden und betroffener Miene.

    Auf den Ständern davor sind die Figuren auf den Kopf gestellt, umgestürzt. Ein auf dem Boden liegender zerstörter Plastikstuhl, ein mit rotem Klebeband befestigtes Tatortfoto eines Vorhangs sowie andere Attribute verstärken den Eindruck versteckter und offenbarter Scham.

     

     

    Im hinteren Raum begeben wir uns mit Petra Göbels Cyanotypien in Aquariumswelten, die in einer selten verwendeten Technik entstanden sind: Die locker hängenden Leinwände, deren Ränder die Spuren schwungvoller Pinselführung aufweisen,  sind mit chemischen Lösungen eingestrichen, die sich mit der Belichtung in wasserfestes Blau gefärbt haben. Die zuvor abgedeckten Partien zeigen in helleren Tönen schemenhafte Gestalten, die im Wasser zu tanzen scheinen und deren Wohlgefühl sich auch in einer Haiku-Variante der Künstlerin ausdrückt: „Im Wasser schweben, / frei sein und schwerelos / wie ein Wal im Meer.“

     

     

    Erster Raum des Obergeschosses

     

    Daniela Werths „Close ups“ führen uns immer ganz nahe an die Gegenstände ihrer Kunst und oft hinein in den dunkel empfundenen Grund der Endlichkeit.  Darüber lagern in der Serie „bones“ Schichten von Relikten: Wirbelsegmente, gebogene Rippen, eine Schädelkuppe, Gebeine mit Gelenken, vielleicht sogar in der Haut getrocknete Federkiele. Die mit kraftvoller Geste anlegten grünlich-bläulichen Formen und Strukturen kontrastieren mit rötlich-gelblichen Bereichen, die an blutspendendes Knochenmark erinnern. Die Künstlerin fordert uns auf, das Leben auch als Wunder des Werdens aus dem Vergehen wertzuschätzen.

     

     

    Einem „Liebesrausch“ widmet Farnaz Behesti ihre Darstellung eines ornamentalen Körpers, der in Weiß, Ocker, Grün und Blau gewirkt ist und dessen florale Motive alle Kreatürlichkeit verbinden. Die wie verpuppte, embryonale Gestalt ohne Gesichtszüge, fraulich und engelhaft zugleich, scheint sich über ein aus ihr wachsendes kleines Geschöpf zu neigen, das dem doppelkammerigen Herzensschmuck auf ihrer Brust verbunden ist. Die Figur geht schwebend hervor aus einer dunklen Mitte, die sich über strukturierte, ineinander verschachtelte und mit kleinen Goldwolken betonte Flächen ins Helle hinein staffelt.

     

     

    In dem interdisziplinären Projekt „von Zeit zu Zeit“ arbeiten Kirsten Radermacher und ich zu industriell geprägten Schwellenorten in Wuppertal und versuchen, die dort ineinander changierende Geschichte und Gegenwart in der Verbindung von Bild und Wort zu erschließen. Die hier zu sehenden semitransparenten Doppelarbeiten aus der Serie „Henkelswerk“, sind als Zeitfahnen mit selbstgefertigten Lesestöcken in den Raum und in den Blick gestellt als Beispiel für die Durchdringung und Verschmelzung künstlerischer Medien und Perspektiven, die unter anderem mit der Ästhetik des Zerfalls spielen.

     

     

    Dazu passen thematisch die Arbeiten Susanne Müller-Kölmels, die sie „Lost Places“ in Solingen widmet, darunter einer ehemaligen Maschinenfabrik, deren gründerzeitliche Architektur in einer Gebäudelandschaft mit sonnenuntergänglichen Stimmungen erscheint, die in anderen Szenen der mixed media-Gemälde auf Leinwand wiederkehren. So im Blick durch die ovale Sprechöffnung eines Schalters in die reflektierte Tiefe eines Ganges und bei dem Porträt von Mutter und Kleinkind, das wie eine Momentaufnahme aus einem Album genommen scheint: ein Spaziergang in der Vergangenheit mit der Zukunft auf dem Arm.

     

     

    Im nächsten Raum hat Cornelia Ernenputsch eine kleine Kollektion ihrer Schnitt-Muster-Variationen gehängt, in der sie mehrere durchscheinende Schichten von Farbradierung und Chine-Collé übereinander lagert: die Abdrücke sich konzentrierender und zerstreuender Strukturen des feinen Papiers, Geweberaster und Stofftexturen sowie Zeichnungen mit Maßen und Symbolen, die auf geheimnisvolle Weise aus der Fläche Räumlichkeiten entwickeln. Die komplexen Kartenstücke verbinden die Reize von Zufall und Konstruktion und laden die Phantasie zu Fahrten durch imaginäre Architekturen und Topographien.

     

     

    Ein kleiner südfranzösischer Ort mit seinen alten Bauwerken hat den Arbeiten von Rita Viehoff den Namen gegeben, unter dem sie ihre Suche nach der Abstraktion weiterführt. Diese Etappe heißt „Boulbon“ und zeigt Stadien des Rückzugs aus dem Konkreten. In der Mitte erscheinen mit bereits reduzierten Einzelheiten eine aufsteigende Straße, Häuser und ein Turm in variationsreichen kühlen Dämmerungstönen, zwischen denen ein Rest rosiger Sonne auf dem Pflaster liegt. In den umgebenden Stücken haben sich die Raumtiefen zu stärker geometrisierten Flächen gewandelt und die Farben geklärt.

     

     

    In den Arbeiten der „Metamorph“-Serie von Delavera öffnen sich uns florale Universen

    mit aufbrechenden Knospen, weit entfalteten Blütenkelchen, dunklen Staubstempeln und zarten Laubblättern, deren durchlichterte rosigaprikosige, bäulichviolette, gelborange und grünlichtürkise Töne weich ineinander liegen. Bisweilen hat man den Eindruck, man gleite im Leuchten sich fast auflösender Farben in eine mikroskopische Sicht auf Zellen und Organellen. Mit ihrer feinen Öl-Lasurtechnik verzaubert uns die Künstlerin sowohl durch detailreiche differenzierte wie diffuse Darstellung ihrer Naturmotive.

     

     

    Gaby van Emmerich gibt ihrer Arbeit, die sie mit Aquarell über Bütten fließen lässt,

    den Titel „Unterwasser“, das uns mitnimmt in grüne Teichtiefen, bläuliche Flüsse und rosige Korallenriffe, zwischen von Strömungen gewiegten Pflanzen, aus denen wir auftauchen in die hell aufscheinenden Oberflächen von Seen und Meeren. Die Künstlerin lässt an den Rändern einen Saum unbedeckten Papiers stehen, der uns auf die Fiktionalität dieser Reise verweist, die für sie ein intuitives Navigieren zwischen Farben und Formen ist: „Der Pinsel,“ sagt sie, „ist mein Steuer, und ich lenke das Boot Richtung Horizont.“

     

     

    Dritter Raum

     

    In der großen Arbeit „Nach der Trockenheit“ nimmt Liane Lonken mit ihrer lasierenden Ölmalerei die Gegenständlichkeit zurück, um eine intensive Stimmung zur Geltung zu bringen: Wir stehen wir unter einem dunstigblauen Himmel auf einer Lichtung, um die fahle, kahle Stämme im Vordergrund aufragen oder gestürzt liegen, während sich der Wald wie schwarz verkohlt unter einem dünnen, dürren Dach von Nadeln und Blättern in die Tiefe höhlt. Ein Baum durchschneidet diagonal die Sicht und weist mit seinem Schicksal auf das von Milliarden gestorbener Artgenossen hin – und auf unser Ende ohne ihren Atem.

     

     

    „Homo ludens“, der spielende Mensch, nennt Maren Hering ihre Installation, deren Titel uns an Schillers Idee erinnert, der Mensch komme nur im freien Spiel mit dem Schönen ganz zu sich selbst. Die Künstlerin hat Totholzstangen in verschiedenen Größen mit Abstand nebeneinander an die Wand gelehnt, weiß lackiert und mit farbigen Malen versehen, die sowohl uralt-kultische Rituale herbeirufen wie das Mikado, dessen Stäbchen wir einzusammeln versuchen, ohne andere zu bewegen. Wie der Untertitel „Berührung“ zeigt, geht es Maren Hering darum, mit ihrer Kunst zur Begegnung und Verbindung einzuladen.

     

     

    Alexa Reckewitz und ich haben im letzten Jahr gemeinsam zu einem Thema gearbeitet,

    das uns beide fasziniert: Bastionen am Meer, von Wasser und Wind umtoste Gebäude, die sich gegen die Elemente behaupten und nach Jahrhunderten noch ihre Geschichten verkünden. Die Künstlerin hat mit ihren in Kohle und Aquarell angelegten Zeichnungen momenthafte Szenen meiner Erzählung aufgegriffen und damit eine Graphic Novel gestaltet, die den erfundenen Orten, Figuren und ihren Schicksalen unmittelbare visuelle Wirklichkeit gibt und eine eindringliche Atmosphäre evoziert, die weitere Assoziationsräume öffnet.

     

     

    Letzter Raum

     

    Tausende von Meeresnacktschnecken gibt es, limaces de mer, gestreckte, gekrümmte, geschlängelte, gerundete mit Kiemen, Fadenfühlern, Hörnchen, Flügeln – in allen Farben.

    Ilona Reinhardt holt sie uns herbei mit ihren Objekten, die den Artenreichtum aufgreifen und dessen kleine transparente Schleimigkeiten in große griffig-gefilzte und gestrickte Wolloberflächen verwandeln, die mit der Weite der Phantasie die Vielfalt der Natur gestalten: kompakte Körper in Regenbogentönen mit gezackten Mäulern und kurzen Ausstülpungen, deren rhythmisches Öffnen und Schließen, Schlucken und Speihen wir zu spüren meinen.

     

     

    Iris Bischiens Arbeit „o. t.“ schichtet sich in vielen Ebenen mit verschiedenen Materialien und Farben auf der Leinwand zu feinen Reliefs, die durch Hinzufügen oder Abnehmen weiterer Beläge erhöht oder vertieft werden, bis sich die gesuchte Gliederung ergibt, die zwischen den horizontalen Verwerfungszonen unter den letzten Lasuren dunklere Flächen und erhabene Strukturen erkennen lässt. Die Überdeckung und das partielle Aufbrechen lassen an widerstreitende Kräfte denken, deren Macht jeweils nur eine Weile Bestand hat, während sich das Bild aus einiger Entfernung zu einer experimentellen Partitur ordnet.

     

     

    Ohne Titel ist auch Annette Schnitzlers großformatige Zeichnung, die durch collagierte Elemente variiert wird.  Auf der weißen Fläche treffen geometrische Streifensegmente aufeinander, Gitter und Gatter, zum Teil heller und dunkler schattiert mit Grafit und vielfach strukturiert – gewölkt, gekreuzt und gepunktet. Zum Teil sind aus braunem Papier geschnittene korrespondierende Elemente appliziert, auch mit einigen Überlagerungen wie bei den Mauern alter Fundstätten. Dazu kommen feine Lineaturen, die Grenzen oder Verbindungen zwischen den kantigen Kalligrafien und figurativen Formationen ziehen.

     

    Die Ausstellung gewinnt zusätzlichen Reiz durch die vielen inhaltlichen und formalen Bezüge, die Heidi Becker, Liane Lonken und Daniela Werth mit ihrem Konzept angelegt haben.

     

    ©2025 Dr. Jutta Höfel